Lange herrschten Chaos und Missmanagement. Am 25. Dezember 2021 brachte endlich eine Ariane-5-Rakete das inzwischen zehn Milliarden Dollar teure James-Webb-Teleskop ins All, wo sein sechseinhalb Meter großer Hauptspiegel den Kosmos im Infraroten durchmustert, eineinhalb Millionen Kilometer von der Erde entfernt. Webb zeigt das Universum nicht nur in neuem Licht, sondern schaut so tief in den Raum, dass es die ersten Sterne und Galaxien beobachten kann, die sich vor 13,5 Milliarden Jahren kurz nach dem Urknall gebildet haben. Mit diesem Blick in die Vergangenheit ist das Teleskop die effektivste „Zeitmaschine“, die jemals gebaut wurde.
In diesem opulenten Bildband präsentiert der Wissenschaftsjournalist Till Mundzeck eine gelungene Auswahl der schönsten Aufnahmen, die das Observatorium bisher gewonnen hat. Die abgebildeten astronomischen Objekte sind vielfältig: Auf großformatigen Seiten wabern dunkelrote Gas- und Staubwolken, leuchten die Überreste gestorbener Sterne oder funkeln die feurigen Spiralen von Galaxien. Der Autor hat sehr verständliche Texte dazu verfasst.
Der Aufbau des Buchs orientiert sich an fünf Forschungsfragen: Wie hat das Universum begonnen? Wie entstehen Galaxien? Wie werden Sterne geboren? Wie entwickeln sich Sonnensysteme? Sind wir allein im All? Man darf gespannt sein, welche Antworten das James-Webb-Teleskop in den nächsten Jahren liefern wird. Helmut Hornung
Auch eine Galerie mit Bildern aus dem Band ist auf „wissenschaft.de“ zu finden.
Till Mundzeck
Unser neues Auge im All
National Geographic
208 S., € 49,99
ISBN 978-3-86690-747-8