Selten wird über Forschung so emotional erzählt wie in diesem Roman. Und selten lernt der Leser nebenbei so viel über die Tücken der Feldforschung, über das Leben sogenannter Urvölker – und dabei auch über sich selbst.
Es geht um die Dreiecksgeschichte eines Ethnologen-Paares und eines weiteren Wissenschaftlers. Die drei erforschen in den 1930er-Jahren in Neuguinea das Leben einheimischer Stämme. In der Schwüle des Urwaldes treiben sie aber nicht nur Feldforschung. Das Forscherleben weit entfernt von der westlichen Zivilisation gibt Raum für erotische Fantasien, zarte Annäherungen und schließlich für außerehelichen Sex. Das Ganze endet – ganz klassisch – in einer Beziehungskatastrophe.
Was das Buch der amerikanischen Autorin und Professorin Lily King auszeichnet, ist aber nicht diese einfühlsam erzählte Liebesgeschichte. Sondern dass die Autorin treffend den Forscherblick auf fremde Kulturen beschreibt und diesen Blick nutzt, um das Leben der Wissenschaftler selbst zu spiegeln und zu analysieren. Damit seziert sie nicht nur die Gefühle und Konventionen der drei Persönlichkeiten, sondern sie zeigt auch, wie subjektiv, wie politisch und kulturell Forschung beeinflusst sein kann – und entlarvt den kolonial geprägten wissenschaftlichen Ethos zu Beginn des letzten Jahrhunderts.
Denn Vorlage für die Geschichte ist die legendäre amerikanische Ethnologin Margaret Mead, die in den 1920er- und 1930er-Jahren auf Samoa, Neuguinea und Bali das ursprüngliche Leben der Menschen beobachtete und einem großen Publikum bekannt machte.