Um mit dem Finale zu beginnen: „Wir sehn betroffen (…) den Vorhang zu und alle Fragen offen.“ Diesen Schluss Bert Brechts aus „Der gute Mensch von Sezuan“ hat Bestsellerautor Frank Schätzing zu seiner eigenen Methode gemacht. Wie schon in früheren Romanen lässt er den Leser seines aktuellen Science-Fiction-Thrillers am Ende im Vagen. Seine letzten Worte: „So vollzieht es sich. Vielleicht.“ Klappe zu.
Vorausgegangen ist eine mehr als 700-seitige labyrinthische Irrfahrt durch Zeit und Raum. Ausgehend von der Bedrohung durch eine außer Kontrolle geratene künstliche Intelligenz („die Schöpfung frisst ihren Schöpfer“) greift Schätzing spekulativ, aber durchaus wissenschaftsnah so ziemlich alles auf, was an der Front der Forschung gerade heiß ist: Quantencomputer, Zeitreisen, Paralleluniversen, die Überwindung des Todes. Schätzings Helden sind Provinz-Sheriffs, die sich mit einem weltbeherrschenden Konzern anlegen. Dabei hetzt der Autor sie mal durch actionreiche James-Bond-Szenen, in denen sie mörderischen Attacken in letzter Sekunde entkommen, mal durch emotionale Beziehungsprosa à la Rosamunde Pilcher: „Es geht darum, vielleicht nie zur richtigen Zeit das Richtige gesagt zu haben.“
Schätzing-Fans jedenfalls werden nicht enttäuscht: Mit dem Buch lässt sich ein ganzes nebeliges Herbstwochenende auf der Couch verbringen.
Frank Schätzing
Die Tyrannei des Schmetterlings
Kiepenheuer und Witsch, 736 S., € 26,–
ISBN 978–3–462–05084–4
E-Book für € 19,99, ISBN 978–3–462–318333
Hörbuch (vollständige Lesung) für € 36,–
Hörverlag, ISBN 978–3–844–53108