Es ist eine verrückte Geschichte: Ein Hirnforscher kennt sich aus mit den typischen Veränderungen, die ein PET-Scan im Gehirn von Schwerverbrechern zum Vorschein bringt. Eines Tages entdeckt er unter den Aufnahmen einer gesunden Kontrollgruppe, die für eine Alzheimer-Studie gemacht wurden, einen Scan, der die typischen Zeichen eines solchen Psychopathen-Gehirns zeigt. Erst glaubt er an eine Verwechslung, dann findet er heraus: Es ist sein eigenes Gehirn! Auf der Suche nach einer Erklärung lernt er viel über sich selbst.
Lässt sich ein ganzes Buch aus dieser Geschichte machen? Ja, sogar ein gutes. Das ist sicher auch das Verdienst der guten Geister aus dem Literaturbetrieb, denen der Autor am Ende des Buches dankt. Prägnante Anekdoten lockern den Lernstoff auf – über die Anatomie des Gehirns, seine Entwicklung, die Rolle der Gene beim Verhalten samt der neuesten Erkenntnisse über Epigenetik.
Schritt für Schritt enthüllt und begründet James Fallon, was er selbst und andere beobachtet haben: seinen Mangel an Empathie bei gleichzeitig hoher sozialer Analysefähigkeit, seine Bereitschaft, andere zu seinem eigenen Vorteil zu manipulieren. All das stand seiner Karriere im Wissenschaftsbetrieb nicht im Wege – und die Liebe seiner Eltern und seiner Familie hat ihn wohl vor einer kriminellen Karriere bewahrt. Denn die Anlagen dazu brachte Fallon in seinen Genen mit. Doch die Gene bestimmen offenbar nicht das Schicksal.