Immer mehr Eltern kümmern sich zu intensiv und zu angestrengt um ihren Nachwuchs. Wie Hubschrauber kreisen diese „Helikopter-Eltern” ständig um ihre Kinder, immer zur Stelle, wenn etwas Unerwartetes passiert. Sie bringen vergessene Bücher in die Schule, mischen sich in alle Streitigkeiten ein, erfüllen möglichst viele Wünsche ihrer „Kleinen” und führen ein strenges Regiment über deren Terminkalender. Und auf den Elternabenden wird quälend lange über Noten, Hausaufgaben und die „viel zu schwierige” Aufgabe der letzten Mathearbeit diskutiert.
Nach den Erfahrungen von Josef Kraus, Lehrer und seit 1987 Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, gehören 10 bis 15 Prozent der Eltern zu dieser Gruppe – ebenso viele, wie ihre Kinder vernachlässigen –, mit zunehmender Tendenz. Die Auswirkungen sind fatal: Die umsorgten Kinder lernen nicht, auf eigenen Füßen zu stehen. Schon bei kleinen Problemen wissen sie nicht weiter und bekommen Angst. Kraus fragt zu Recht, was aus der Demokratie werden soll, wenn diese Nesthocker eines Tages für die Geschicke des Landes Verantwortung tragen. Doch das Buch ist keine Abrechnung mit übervorsorglichen Eltern, sondern ein verständnisvoller Ratgeber, gespickt mit Zitaten aus einer ganzen Bibliothek von Pädagogikbüchern. Kraus empfiehlt eine Erziehung mit Humor und Leichtigkeit. Genauso ist auch sein Buch geschrieben.
Klaus Jacob