Quallen lassen die Forscher rätseln. Nicht einmal die Zahl ihrer Arten ist auch nur annähernd bekannt. Immer wieder kommen neue hinzu, sogar riesige Tiere, die man eigentlich nicht übersehen kann – wie die bis zu acht Meter lange Schwarze Kompassqualle, die erst 1997 beschrieben wurde. Die australische Biologin Lisa-Ann Gershwin, die sich seit 20 Jahren intensiv mit Quallen beschäftigt, hat in ihrem reich bebilderten Buch den Stand der Forschung zusammengetragen, mit vielen erstaunlichen Ergebnissen.
Vor allem das Gift beeindruckt, das Quallen wie mit winzigen Harpunen verschießen, wenn sich ihre Nesselkapseln öffnen. Die Seewespe, eine tropische Würfelqualle, kann einen Schwimmer innerhalb weniger Minuten töten. Und das Nesselgift der “Herpes-Qualle” Copula sivickisi erzeugt herpesähnliche Wunden, die jahrelang immer wieder aufbrechen. Eine Attacke der Irukandji-Qualle bleibt dagegen zunächst fast unbemerkt, führt aber nach spätestens 40 Minuten zu starken Schmerzen, Krämpfen, Atemnot, Schweißausbrüchen und Todesangst.
Quallen profitieren von den ökologischen Sünden der Menschen – Überfischung, Klimawandel, Wasserverschmutzung, Überdüngung der Meere – und vermehren sich rasant. Diesem Thema widmet Gershwin ein eigenes Kapitel. Daneben geht es um Anatomie, Vermehrung, Evolution und Ökologie. Viele Quallen stellt sie in einer Art Steckbrief vor. Die Biologin verwendet zwar eine ganze Reihe von Fachwörtern, doch sie erklärt jeden Begriff. Auch das Glossar am Ende des Buchs ist hilfreich.
Lisa-Ann Gershwin
Quallen
Delius Klasing, Bielefeld 2017
224 S., € 29,90
ISBN 978–3–667–11024–4
Hier stellen wir Bilder aus dem Buch von Lisa-Ann Gershwin vor.