Die wenigsten von uns werden je einen Marathon in der Sahara laufen, in einem Bergwerk 4000 Meter hoch in den Anden schuften oder die Schwerelosigkeit auf der ISS erleben. Es gibt aber Menschen, die das tun – und es ist spannend zu lesen, was sie sich dabei zumuten, wie ihr Körper auf Temperaturen von mehr als 50 Grad reagiert, wie er trotz extremer Austrocknung oder in sauerstoffarmer Höhenluft leistungsfähig bleibt. Ganz nebenbei erfahren wir, wie die Alltagsmedizin – und damit jeder von uns – davon profitiert, solche Grenzbelastungen zu erforschen.
Hanns-Christian Gunga ist Professor für Weltraummedizin und extreme Umwelten an der Berliner Charité. Begeistert und begeisternd erzählt er von seinen jahrzehntelangen Erfahrungen mit Menschen in körperlichen Ausnahmesituationen. Abgeschaut hat er sich die kurzweilige Art zu schreiben, wie er sagt, von einer Legende des Wissenschaftsjournalismus: Langjährige bdw-Leser erinnern sich an Heinz Haber, den Gründer von „bild der wissenschaft“.
Ein eigenes Kapitel widmet Gunga den Ultra-Ausdauersportlern, dem, was Psychologen, Physiologen und Mediziner von deren körperlichen Extremleistungen lernen und wie sie diese Erkenntnisse etwa in die Alternsmedizin übertragen. Wie man den Muskelaufbau bei Senioren fördert, wie man sie anleitet, Stress zu bewältigen oder ihren Blutdruck zu kontrollieren. Das erzählt Gunga so leichtfüßig – Heinz Haber hätte ihn sicher als Autor engagiert. Jürgen Nakott
Hanns-Christian Gunga
EXTREM
S. Fischer, 352 S., € 23,–
ISBN 978–3–10–397002–9