Die Handlung spielt in der nahen Zukunft, und die Szenarien basieren auf Voraussagen aus der Klimaforschung: So bilden sich über bestimmten Regionen tagelang Hitzeglocken mit Temperaturen, die Menschen nicht mehr ertragen. Der Autor spielt durch, was das bedeuten könnte: Millionen Menschen sterben qualvoll, einzelne Staaten setzen auf riskantes Geoengineering, ohne sich abzusprechen. Das internationale „Ministerium für die Zukunft“ kann Klimakrise und Artenschwund nicht stoppen. Die Leiterin Mary Murphy setzt auf die langsamen Prozesse des internationalen Rechts. Es ist ein Auftakt zu einer Katastrophe. Doch dem Autor gelingt es in diesem Roman, eine Wende zu beschreiben.
Dabei wirken viele Entwicklungen zusammen: Ein traumatisierter Überlebender überfällt Mary. „Ihr tut nicht genug“ wirft er ihr vor. Mary und ihr Team werden kreativ, mit einem dramatischen Auftritt vor den Entscheidungsträgern der Notenbanken setzt Mary eine neue Währung durch: die Carboncoins – man schöpft sie durch Aufforstung, Agroforstwirtschaft oder Algenfarmen. Das macht Klimaschutz endlich attraktiv für Investoren.
Gleichzeitig entstehen überall auf der Welt Graswurzelbewegungen, die Traditionen mit neuen Technologien verbinden. Eine neue Kultur der Genügsamkeit bildet sich aus, die Menschen finden Wege, ohne Überkonsum und doch viel besser zu leben. Das liest sich keineswegs wie ein naiver Wunschtraum, sondern ist gut recherchiert und spannend. Antonia Rötger
Kim Stanley Robinson
DAS MINISTERIUM FÜR DIE ZUKUNFT
Heyne, 720 S., € 17,–
ISBN 978–3–453–32170–0