„Das ist ja unfassbar!” Otto Doppelfeld, Nestor der rheinischen Archäologie, stand 1967 kopfschüttelnd vor dem frisch ausgegrabenen Poblicius-Grabmal. Das Grabmonument einer gut situierten römischen Familie aus der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n.Chr. – rekonstruiert ist es 14,70 Meter hoch – war in einem Keller in Köln aufgetaucht. Josef Gens, einer der Entdecker, erzählt fast 50 Jahre später den Gang der turbulenten Ereignisse.
Eigentlich wollten Josef und Heinz Gens seinerzeit nur das Familienhaus erweitern. Sie zogen einen Graben in den Keller – und fanden Steinquader, Statuenteile und Inschriftenblöcke. Die alarmierten Stadtarchäologen verhängten Grabungsverbot. Doch als monatelang von offizieller Seite nichts geschah, nahmen die Brüder Gens (damals 21 und 24 Jahre alt) zusammen mit ein paar Freunden die Schaufel selbst in die Hand. In acht Meter Tiefe legten die jungen Ingenieure und Architekten ein Tunnelsystem an, aus dem immer neue Schätze des Altertums ans Licht kamen. Um Nachbarn und Eltern den Lärm erklären zu können, baute ein Teil der Gruppe im Vorderhaus einen Partykeller.
Gens erzählt von späteren 15 000 Besuchern im Keller, von Amerikanern, die eine Million Dollar für die Funde boten, und von der Stadt Köln, die ein Museum umbauen ließ, um das Monument aufstellen zu können. Doch das Herz des Buches schlägt in der Beschreibung des Gemeinschaftssinns der Ausgräber.
Dirk Husemann