Barry Cunliffe hat sich viel vorgenommen. Er beschreibt die 10 000 Jahre lange Entwicklung eines gewaltigen geografischen Raums: Von Ungarn bis zum Chinesischen Meer führt der britische Archäologe im Galopp durch die Geschichte der Steppenvölker.
Cunliffe erzählt vom Pferd. Er ist überzeugt: Erst die Erfindung des Reitens brachte Eurasien in Bewegung. Die Weite der Steppe erforderte Mobilität, und die sorgte für die Verbreitung von Erfindungen. Damit hatte der Erdteil entscheidenden Anteil an der Entwicklung der Zivilisation. Cunliffe belegt diese beeindruckende These auf den 600 Seiten seines Buchs. Er forscht dem Ort nach, an dem zum ersten Mal Kupfer geschmolzen wurde, und findet die Karrenspuren der ersten Ochsenwagen. Vergessene Länder wie Dilmun und Magan tauchen wieder aus dem Sand auf, zu dem sie längst zerfallen sind. Der Leser kann mit dem Finger auf den im Buch großzügig verstreuten Landkarten den Kulturen von Maikop, Jamnaja, Botai und Tiemulike einen Besuch abstatten, bei den Aorsen, Siraken und Jazygen vorbeischauen und ins Land der spitzmützigen Saken reisen.
Um Dolche, Spiegel und Grabhügel geht es im ersten Buchteil, der aus den Funden der Archäologie schöpft. Weiter hinten zitiert Cunliffe die Geschichtsschreibung. Kenntnisreich verleiht er so dem alten Großraum, der auf der einen Seite Europa und auf der anderen Seite Asien bildet, ein junges Gesicht.