Jeder Mensch hat zwei Eltern, vier Großeltern, acht Urgroßeltern und so weiter. In wenigen Jahrhunderten steigt die Zahl unserer Vorfahren in die Millionen. Rein rechnerisch hat jeder heute lebende Mensch zurzeit Karls des Großen 137 Milliarden Vorfahren. Aber: Selbst wenn man alle Menschen, die jemals gelebt haben, zusammenzählt, kommt man nicht auf derart astronomische Zahlen. Die Lösung des Problems ist einfach: Immer wieder verbinden sich unsere Abstammungslinien miteinander, und zwar über Länder- und Standesgrenzen hinweg. So zählt jeder Mensch von heute sowohl Könige zu seinen Vorfahren als auch Bürger, Bauern und Bettler.
Letztlich stammen wir von einer kleinen Gruppe von Urahnen ab, die einst in Afrika lebte. Dort liegt der Ursprung der heutigen Menschheit und damit des genetischen Netzes. Das bestätigen Knochenfunde ebenso wie moderne genetische Analysen. Klare Grenzen zwischen Menschen unterschiedlicher Herkunft haben die Wissenschaftler bei der Erbgutanalyse hingegen nirgends entdeckt. Und so räumt dieses Buch gründlich auf mit nationalen Abstammungsmythen und mit immer noch verbreiteten Rassentheorien. Die Vielfalt der Völker zeigt sich in den unterschiedlichen Kulturen, nicht aber in der Biologie.
Biologisch betrachtet ist die Menschheit eine zusammengehörende Fortpflanzungsgemeinschaft mit gelegentlichen Einflüssen aus der Verwandtschaft. Auch die Neandertaler haben ihren Teil zum menschlichen Erbe beigetragen. Sie und alle Völker der Erde bilden einen gemeinsamen genetischen Pool. Dieses Buch über Abstammungslehre ist ein überzeugendes Plädoyer für menschliches Miteinander.
Adam Rutherford
Eine kurze Geschichte von jedem, der jemals gelebt hat
Rowohlt Polaris, 464 S., € 16,99
ISBN 978–3–499–63276–1
E-Book für € 14,99, ISBN 978–3–644–00095–7
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