Drei Jahre nach ihrem Archäologie-Bestseller „Die Himmelsscheibe von Nebra“ haben Harald Meller und Kai Michel nachgelegt. Im liebevoll ausgestatteten Buch „Griff nach den Sternen“ mit exzellenten Fotos, Illustrationen und Karten versuchen die Autoren – Direktor des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle der eine, Publizist der andere –, die 3800 Jahre alte Himmelsscheibe „mit der großen weiten Welt in Verbindung zu bringen“.
Genauer: Meller und Michel wollen „Nebra mit Stonehenge, Ägypten und Babylon vernetzen“. Dabei sind sie nicht zimperlich im Entwerfen großer Szenarien: Es habe ein Reich von Nebra gegeben, das Könige hervorbrachte – prosperierend durch Bernstein- und Salzhandel sowie ein Bronzemonopol. Das in der Himmelsscheibe manifestierte astronomische Wissen, wie man Mond- und Sonnenkalender synchronisiert, sei ein Indiz für frühe Fernkontakte: Ein Angehöriger der einheimischen Elite – vielleicht ein Prinz – habe es von einer Reise ins Zweistromland mitgebracht.
Fairerweise räumen die Autoren den spekulativen Charakter ihres Konstrukts ein. Dass sie dies überhaupt gewagt und nebenbei ein faszinierendes Bild der bronzezeitlichen Welt entworfen haben, verdient Respekt – und die Lektüre. Thorwald Ewe
Harald Meller, Kai Michel
GRIFF NACH DEN STERNEN
Propyläen, 272 S., € 39,–
ISBN 978–3–549–10027–1