Massen von Insekten und gut getarnte Bodenbrüter bevölkerten früher das bunte Blütenmeer der heimischen Wiesen. Seit der Intensivierung der Landwirtschaft im 20. Jahrhundert verschwinden diese artenreichen Kulturlandschaften. Der preisgekrönte Naturfilmer und Biologe Jan Haft engagiert sich für ihren Schutz und hat jetzt ein informatives und verlockend bebildertes Buch darüber geschrieben.
Beeindruckend: Etwa 60 Wiesentypen gibt es in Deutschland, die sich durch Lage, Bodenchemie und Klima unterscheiden. Sie bieten Lebensraum für etwa 3500 Tierarten und rund 1000 Gräser- und Blumenarten. Viele davon sind hochspezialisiert, etwa das Gefleckte Knabenkraut, das in Symbiose mit einem Wurzelpilz lebt. Stirbt der Pilz durch zu hohe Stickstoffbelastung, geht auch das Knabenkraut ein. Schmetterlinge wie der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling sind zum Überleben sogar auf mehrere Partner angewiesen. Und Kiebitze brauchen Feuchtwiesen: Wo zu häufig gemäht wird, können sie keinen Nachwuchs großziehen.
Zum Schutz dieser fragilen Lebensräume unterbreitet der Autor konstruktive Vorschläge. In seiner bayrischen Heimat hat er Lebensraum für seltene Wiesenbewohner geschaffen – zum Beispiel eine Magerwiese renaturiert und Landwirte von der schonenden Bearbeitung ihres Grünlands überzeugt. Ein lebendig erzähltes Buch, dessen Fototeil das reichhaltige Wiesen-Wissen mit aussagekräftigen Bildunterschriften vertieft. Petra Wiemann
Jan Haft
DIE WIESE
Penguin, 256 S., € 20,–
ISBN 978–3–328–60066–4
E-Book für € 15,99
ISBN 978–3–641–23094–4