Stellen Sie sich vor, Sie würden an einen Computer angeschlossen, und dann würde Ihnen wahrheitsgemäß gesagt, dass Sie gerade an einen Hund, eine Katze oder an einen anderen Menschen gedacht haben. Unmöglich? Nein, genau das ist John-Dylan Haynes mittels Hirnscans gelungen.
Der renommierte Psychologe und Neurowissenschaftler führt zusammen mit dem Wissenschaftsautor Matthias Eckoldt durch die geheimnisvolle Welt in unserem Kopf. Im Zentrum steht die gleichwohl faszinierende wie beängstigende Möglichkeit, Gedanken anhand moderner Computertechnologie zu lesen. Nebenbei erklären die Autoren, wie das Gehirn funktioniert, wie Gedanken entstehen und was eigentlich der freie Wille ist. Dabei geht es ihnen auch um ethische Fragen wie: Darf man einen Menschen bestrafen, weil seine Absicht zu töten vor der Durchführung des Mords aus seinen Gedanken herausgelesen wurde?
Der Leser erfährt, dass grundlegende Gefühle und Gedanken mittels Magnetresonanztomografie (MRT) mit bis zu 75-prozentigen Wahrscheinlichkeit ermittelt werden können. Mehr noch: Der Computer kann eine Entscheidung bereits mehrere Sekunden, bevor ein Mensch sich ihrer bewusst ist, vorhersagen.
Haynes und Eckoldt machen aber auch deutlich, wie weit die Neurowissenschaft noch davon entfernt ist, beliebige Gedanken uns dem Gehirn auszulesen. Beruhigend: Bisher ist das Fiktion – und könnte es auch bleiben. Malena Jacob
John-Dylan Haynes, Matthias Eckoldt
FENSTER INS GEHIRN
Ullstein, 304 S., € 24,–
ISBN 978–3–550–20003–8