Wenn wir gehen, richten wir den Blick nach vorne. Wir lassen die Gedanken schweifen und haben die Hände frei. So können wir die Welt ertasten und Werkzeuge benutzen. Ohne den aufrechten Gang wären wir Menschen nicht so weit gekommen.
Als begeisterter Spaziergänger hat der irische Neurowissenschaftler Shane OʼMara eine umfassende Hommage auf das Gehen zusammengestellt. Sein Buch liefert stichhaltige Argumente für gemeinsame Spaziergänge, aber auch für einsames Schlendern oder sportliches Wandern an der frischen Luft. OʼMara blickt zurück in die Geschichte des Gehens, berichtet über persönliche Erlebnisse und fasst zahlreiche Studien zusammen. Die Forscher kommen darin immer wieder zu ähnlichen Ergebnissen: Gehen ist gesund, und es fördert das kreative Denken.
Am besten fließen die Gedanken in der Natur oder in naturnahen Landschaften. Aber auch das Gehen in der Stadt regt an und fördert die Kreativität. Leider haben sich die Bedingungen für Fußgänger in vielen Städten verschlechtert. Aber es gibt Ausnahmen, wie in der italienischen Stadt Bologna, wo sich fast alles zu Fuß erledigen lässt. Stadtplaner haben öffentliche Räume, Arkaden, Geschäfte und Bars geschickt mit Fußwegen und Übergängen verknüpft.
Das Buch macht Lust, die heimischen vier Wände zu verlassen und die eigene Stadt, das Dorf oder das Umland zu Fuß zu erkunden. Für das Gehirn bedeutet das Entspannung und Training zugleich.
Michael Lange
Shane OʼMara
DAS GLÜCK DES GEHENS
Rowohlt, 256 S., € 22,–
ISBN: 978–3–498–03579–2