ERSTAUNLICH: OBWOHL die Autorin, Prähistorikerin am Deutschen Archäologischen Institut, ihren Jahrhundertfund ausgesprochen sachlich beschreibt, hat der Leser das Gefühl, direkt an der Entdeckung beteiligt zu sein. Seit 1994 streift die fußmächtige Archäologin jeden Herbst durch die Hänge des Latmos-Gebirges an der türkischen Westküste und stößt immer wieder auf prähistorische Menschenbilder: 125 Felsmalereien, vermutlich aus dem 6. Jahrtausend, hat sie inzwischen gefunden. Was als Einzelaktion in Eigenregie entstand, ist inzwischen eine archäologische Sensation. Nirgends sonst in der prähistorischen Kunst tauchen ähnliche Figuren auf. Und von keiner anderen Stelle Kleinasiens sind solche Menschenbilder aus der Vorzeit bekannt. Anneliese Peschlow nimmt den Leser mit auf ihre Suche nach dem Sinn der Bilder. Auf den Felsmalereien tauchen keine Tiere auf, nur Menschen sind dargestellt also ist wohl die Zeit der Jäger vorbei. Die Menschen sind nie allein, sondern treten immer als Paare oder in Gruppen auf Familienbilder? Die detailreich dargestellten Frauengestalten haben stets ein ausladendes Hinterteil Fettsteiß oder Reifrock? Die Männer sind meist etwas größere Strichmännchen. Der Leser kann all dies wunderbar nachvollziehen, weil die naturgemäß oft unklaren Fotografien der Felsmalereien durch Umzeichnungen verdeutlicht sind. So wird dieses schön gestaltete Buch zu einer fesselnden Entdeckungsreise.
Michael Zick