Zwei Schimpansen gehen einen Berg hinauf, treffen sich dort zufällig, begrüßen sich, nehmen sich bei den Händen, setzen sich hin und schauen zu, wie die Sonne untergeht. Carl Safina beschreibt anrührende Beobachtungen wie diese, um dem Innenleben der Tiere auf die Schliche zu kommen, ohne ihnen etwas anzudichten. Der US-amerikanische Biologe ist kein Romantiker, sondern ein brillant schreibender Wissenschaftler, der keinen Zweifel daran lässt, dass Tiere Freude, Liebe, Angst und Eifersucht fühlen und dass sie denken können. Oder von der menschlichen Warte aus betrachtet: dass unsere Gefühle und unser Bewusstsein genau wie unsere Gliedmaßen evolutionäre Vorfahren haben.
Safina hat viele Tiere in ihrem Lebensraum beobachtet, um zu erkennen, welche Familienstrukturen herrschen und welche unterschiedlichen Charaktere es bei ein und derselben Art gibt. Beeindruckend ist die Gegenüberstellung zweier Wölfe: der eine ein verantwortungsloser Casanova, der andere ein altruistischer Rudelführer. Geradezu auf dem Kieker hat der Feldforscher Safina Kollegen, die im Labor Einzeltiere Intelligenztests unterziehen. Mit spitzer Feder hinterfragt er die Ergebnisse, bis nur noch Brösel übrig bleiben.
Ein wichtiges, ein großartiges Buch auf dem neuesten Stand der Forschung – mit nur einem Ärgernis: Es gibt kein Register. Bei der Vielzahl an Fakten und Tierarten ein Foul am Leser.