Menschen sind Mischwesen. Nicht allein deshalb, weil sich bei jeder Zeugung die Gene der Eltern neu kombinieren. In unserem Genom stecken bis heute Erbanlagen, die wir seit Urzeiten gemeinsam haben mit sehr entfernt verwandten Tieren und Pflanzen – etwa dem Kohlrabi. Hinzu kommt das Erbmaterial der Mitochondrien, der „Kraftwerke” jeder menschlichen Zelle: Es wurde uns vor etwa 2,5 Milliarden Jahren von Cyanobakterien mit auf den Weg gegeben. Weit über 100 Gene sind in den letzten Millionen Jahren von weiteren Bakterien, vor allem aber von Viren, in unser Erbgut gelangt.
Jüngeren Datums ist die Erkenntnis, dass wir im Darm zehn Mal mehr Bakterien mit uns herumtragen, als unser Körper Zellen besitzt. Die Mikroorganismen und deren Genom sind ein Teil von uns – ein sehr wichtiger: Viele Studien haben gezeigt, wie bedeutend die Darmflora für das Immunsystem und den Erhalt unserer Gesundheit ist.
Der Biologe Axel Meyer, Professor für Zoologie in Konstanz, betrachtet die Gene und wie sie unser Leben bestimmen aus der Sicht der Evolution. Mit der Kernfrage: Was weiß die Evolutionsbiologe heute darüber, in welchem Ausmaß die Unterschiede zwischen Männern und Frauen genetisch zu erklären sind und welche Rolle kulturelle Einflüsse spielen? Allein in den letzten 15 Jahren sind darüber mehr als 30 000 wissenschaftliche Arbeiten erschienen – und fast täglich wird Neues herausgefunden, beispielsweise zur neurologischen Basis des unterschiedlichen Verhaltens von Männern und Frauen oder den lange übersehenen medizinischen Ungleichheiten, etwa wenn es um die Dosierung oder die Nebenwirkungen von Medikamenten geht.
Trotz aller neuen, oft verblüffenden Erkenntnisse, fest steht vor allem eines: Menschen – Frauen wie Männer – sind ein Spielball der Evolution.