Worin unterscheiden sich Mensch und Tier am fundamentalsten? Frank Westermans Antwort: „Als Einzige auf der Welt erzählen wir Menschen uns Geschichten.“ Und darauf versteht er selbst sich par excellence. Der niederländische Journalist und Schriftsteller wurde für seine meisterhaften Reportagen vielfach ausgezeichnet.
Spannend schildert er, wie er im Rahmen eines Lehrauftrags an der Universität Leiden zusammen mit Studenten ein Buchprojekt beginnt. Das Ergebnis ist das vorliegende Buch. Zum Startpunkt seiner Recherchen macht er den Homo floresiensis – wegen seiner Körpergröße von nur etwa einem Meter „Hobbit“ getauft. War der indonesische Frühmensch tatsächlich eine Ausnahmeerscheinung? Was ist „Normalität“?
Westerman verteilt Aufgaben, scheucht die jungen Leute aus dem Hörsaal nach draußen: Sie sollen nicht einfach glauben, was sie irgendwo lesen, sondern in bester Reportermanier Fragen stellen. Dabei entsteht ein Wissenschaftskrimi um das Generalthema: Was ist der Mensch? Und: Wie wirkt sich das Menschsein der Forscher, mit ihren Fehlern und Schwächen, auf ihre Ergebnisse aus?
Westerman als alter Hase fängt das beispielhaft schlau an: Er konfrontiert Experten mit tatsächlichen oder gespielten Wissenslücken, nach dem Motto: Wer nicht fragt, bleibt dumm. Und am Ende sind nicht nur er selbst, sondern auch die Leser ein gutes Stück klüger, ganz ohne Fachchinesisch.
Thorwald Ewe
Frank Westerman
WAS UNS ZU MENSCHEN MACHT
Aufbau, 278 S., € 22,–
ISBN 978–3–351–03826–7