Das Thema Fracking ist heftig umstritten. Umso wichtiger sind nüchterne Analysen, wie sie Werner Zittel vorlegt. Der promovierte Physiker und Energieexperte beim unabhängigen Beratungsunternehmen Ludwig-Bölkow-Systemtechnik beschäftigt sich vor allem mit der künftigen Verfügbarkeit von Öl und Gas. Sein Buch ist ein seriöser Faktencheck.
Dabei weist Zittel nach, dass Fracking keineswegs ein neues Zeitalter der Öl und Gasgewinnung einläutet. Denn die Größe der unkonventionellen Lagerstätten ist – meist aus politischen Gründen – viel zu hoch angesetzt worden. In Polen etwa, noch immer als potenzieller großer Erdgasproduzent gehandelt, haben sich viele Unternehmen nach Probebohrungen frustriert zurückgezogen.
Fracking war schon zu Zeiten, als Öl und Gas noch teuer waren, kein lohnendes Geschäft. Heute müssen viele Explorationsfirmen ums Überleben kämpfen. Der finanzielle Druck führt dazu, dass beim Umweltschutz geschludert wird. Bei sorgfältiger Arbeitsweise sind die Umweltbelastungen zwar vertretbar, meint Zittel, obwohl sich Störfälle auch dann nicht ausschließen lassen. Doch sein Hauptkritikpunkt ist: Man kann nicht die Energiewende predigen und gleichzeitig viel Geld in ein teures Verfahren zum Abbau fossiler Energieträger stecken. Fracking, so Zittels Fazit, ist das Eingeständnis der Industrie, dass die konventionellen Vorräte zur Neige gehen, und der verzweifelte Versuch, das alte Geschäft mit den fossilen Energieträgern fortzusetzen.