Ausgerechnet Städte, künstliche Orte voller Lärm, Autos und Beton, sind der perfekte Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. Dort steigt sogar die Artenvielfalt, während sie im Umland sinkt. Warum das so ist, erklärt der Evolutionsbiologe Menno Schilthuizen von der Universität Leiden in seinem faszinierenden Buch.
Auf dem Land geht immer mehr Lebensraum verloren. Anders in der Stadt: Sie enthält unzählige Nischen für anpassungsfähige Lebewesen. So sind Fahlstirnschwalben in Nebraska dank ihrer verkürzten Flügel wendig genug, um den Autos im Straßenverkehr auszuweichen. Flusswelse, die sich normalerweise von Kleinfischen ernähren, kann man in der französischen Stadt Albi bei der Jagd auf Tauben am Flussufer beobachten. Und Barbados-Gimpelfinken haben gelernt, aus Zuckertütchen zu naschen. Ihre Neugier und ihren Wagemut geben sie an die nächsten Generationen weiter.
Städte verändern die natürliche Lebensweise vieler Arten und treiben deren Evolution voran. Das Leben in dieser von Menschen gestalteten Umwelt hat tatsächlich viele Vorteile: Es gibt keine natürlichen Feinde, Wärmeinseln machen unabhängiger von den Jahreszeiten, und Menschen sorgen für Schutz und liefern Nahrung in großer Vielfalt. Vielen Arten bietet das Ökosystem Stadt daher eine Chance zu überleben. Hier verläuft die Evolution im Eiltempo, und man kann sie direkt beobachten. Das hätte Charles Darwin nicht erwartet!
Menno Schilthuizen
Darwin in der Stadt
dtv, 368 S., € 22,–, ISBN 978–3–423–28990–0
E-Book für € 19,99, ISBN 978–3–423–43445–4