Um den Dingen auf den Grund zu gehen, riskiert Niels Birbaumer einiges. So hat sich der bekannte Neurobiologe das Pfeilgift Curare spritzen lassen, das die Muskulatur fast völlig lähmt. Ohne künstliche Beatmung wäre er erstickt. Es ging ihm darum, sich in einen Zustand völliger Untätigkeit zu versetzen. Was er dabei erlebte, war das beglückende Gefühl großer Ruhe.
Das ist auch das Thema des Buchs, das Birbaumer gemeinsam mit dem Wissenschaftsjournalisten Jörg Zittlau geschrieben hat: Nichts tun, nichts denken – um das Gehirn mit guten Gedanken und Gefühlen zu füllen, muss man es ab und zu leeren. Buddha ahnte das schon vor 2500 Jahren und empfahl Meditation. Birbaumer und Zittlau führen nun eine ganze Reihe neurophysiologischer Studien an, die diese These belegen. Das Gehirn sehnt sich geradezu nach ungestörten Zeiten. Dann kann es Erlebnisse verarbeiten und Gelerntes verinnerlichen.
Die beiden Autoren setzen einen an-genehmen Kontrapunkt zum üblichen Aktionismus. Dabei plädieren sie auch für eine Neubewertung des Lebens von Locked-in-Patienten, die sich dauernd in dem Zustand befinden, in den Birbaumer sich künstlich versetzt hatte. Tatsächlich haben diese Menschen, die körperlich völlig gelähmt, aber bei Bewusstsein sind, eine hohe Lebensqualität – wie Birbaumer erfuhr, als er mit ihnen über Gehirn-Computer-Schnittstellen kommunizierte. Dass er diese Patienten sozusagen zum Sprechen bringen konnte, hat den Neurobiologen berühmt gemacht.