Natürlich gibt es nicht nichts – sonst existierte ja niemand, der diese Frage stellen könnte. Wo aber kommt alles her? Lawrence M. Krauss gibt eine verblüffende Antwort: Alles stammt aus dem Nichts! Der theoretische Physiker an der Arizona State University wendet sich vehement gegen den Kreationismus – ein absurdes Gedankengebilde, das in den USA in vielen Schulen unterrichtet und für die etablierte Wissenschaft zunehmend zum Problem wird. Demnach soll ein Schöpfergott die Welt erschaffen haben, wobei die Genesis der Bibel wörtlich verstanden und die Evolution negiert werden. Krauss geleitet den Leser auf anspruchsvollem Niveau, aber meist gut verständlich, durch die abstrakten Welten von Relativitätstheorie und Quantenmechanik.
Seine keineswegs neue These lautet: Die klassische Vorstellung eines Vakuums als absolut leerer Raum ist falsch. Ein solches Vakuum hätte das Energieniveau null, was dem Heisenberg’schen Unschärfeprinzip widerspricht, wonach sich Ort, Impuls, Energie, Raum und Zeit nicht beliebig genau messen lassen. Es wimmelt also von virtuellen Teilchen, die sich zu realen wandeln können. Genau das geschah beim Urknall und der anschließenden Inflation, die den Kosmos gewaltig aufblähte. Leider erwähnt der Autor nicht, dass es ernstzunehmende Argumente gegen das Inflationsszenario gibt. Etwas mehr kritisches Hinterfragen hätten dem Buch gut getan.
Helmut Hornung