Mensch und Hund haben sich in mehr als 10 000 Jahren gemeinsamer Evolution gegenseitig geprägt. Der britische Genetiker Bryan Sykes gibt spannende Einblicke.
Für Bryan Sykes ist die menschliche Kulturgeschichte ohne die Mitwirkung von Hunden unvorstellbar. Demnach war die innige Beziehung zu den Vierbeinern für die Entwicklung der Menschheit ähnlich bedeutsam wie die Erfindung des Rads oder die Beherrschung des Feuers.
In den vergangenen Jahrzehnten haben Genetiker eine Menge über Hunde herausgefunden. So wiesen sie eindeutig nach: Die Vorfahren waren nicht Schakale, wie lange angenommen, sondern Wölfe. Schon zu Zeiten der Jäger und Sammler schlossen sie sich mehr oder weniger freiwillig den Menschen an. Das geschah parallel in verschiedenen Weltregionen. Später wurden die Menschen sesshaft, betrieben Landwirtschaft und züchteten Hunde, die ihren Bedürfnissen und Wünschen entsprachen. Wölfe wurden zu Dobermännern, Bulldoggen, Pudeln und Pinschern.
Wie Menschen und Hunde erstmals zusammenfanden, darüber kann auch der Genetiker Bryan Sykes nur spekulieren. Bildhaft beschreibt er, wie beide voneinander profitierten, indem sie gemeinsam jagten. Die Wölfe hetzten das Großwild, bis es erschöpft niedersank, und die Menschen konnten die geschwächten Tiere mit ihren einfachen Waffen erlegen. Die Jagdgemeinschaft nutzte beiden Partnern und führte die Wölfe letztlich in die Abhängigkeit vom Menschen.
Anders als die meisten anderen Autoren von Hundebüchern ist der Genetiker Bryan Sykes kein „Hundeverrückter“, wie er schreibt. Sein Interesse an den treuen Gefährten des Menschen ist vor allem wissenschaftlich begründet. In seinem Buch beschreibt und erklärt er auch grundsätzliche Erkenntnisse der modernen Genforschung. Eindrucksvoll sind aber auch seine persönlichen Beobachtungen zur Beziehung zwischen Menschen und Hunden. Denn dank seiner Frau und einiger von ihr geführter Interviews mit Hundefreunden ist Bryan Sykes zum Hundeversteher geworden. Michael Lange
Bryan Sykes
DARWINS HUND
Die Geschichte des Menschen und seines besten Freundes
Klett-Cotta, 319 S., € 22,–, ISBN 978–3–608–96448–6
E-Book für € 17,99, ISBN 978–3–608–19178–3