Evolution ist – etwas vereinfacht – das, was entsteht, wenn Lebewesen Sex haben. Der seriöse Biologe spricht von den „Mechanismen der sexuellen Selektion“. Vom Sichfinden der Geschlechter handeln deshalb die meisten Essays, die Matthias Glaubrecht hier zusammengestellt hat.
Ob bizarre Liebesspiele bei Tintenfischen, Kuriosa der Partnerwahl bei Vögeln oder die Kunst der Buckelwale, romantische Lieder zu komponieren – der Professor für Biodiversität an der Universität Hamburg vermittelt die Erkenntnisse seines Fachgebiets so unterhaltsam, dass dem Leser manchmal der Mund vor Verblüffung offen steht und er oft laut lachen muss. Ganz besonders, wenn es um das „Menschen-Tier“ geht: „Ja, wo schauen sie denn hin“, die wählerischen Weibchen und die männlichen Machos?
Aber als Wissenschaftler sieht Glaubrecht auch den ernsten Hintergrund seiner Betrachtungen: das dramatische Artensterben. Wie schon in seinem Buch „Das Ende der Evolution“ beschreibt er schonungslos die Ursache für den Artenschwund: das Verhalten der Art, die sich selbst „weise“ nennt, des Homo sapiens, der durch das globale Vogel- und Insektensterben seine eigene Existenz gefährdet. Doch ehe der Mensch seine Evolution damit vielleicht wirklich beendet, darf er noch einmal herzlich lachen. Über die Natur – und über sich selbst. Jürgen Nakott
Matthias Glaubrecht
ESKAPADEN DER EVOLUTION
S. Hirzel, 272 S., € 18,–
ISBN 978–3–7776–2909–4