Die berühmte DNA, die Desoxyribonukleinsäure, ist eine unscheinbare, graue, klebrige Substanz. Aber ohne das fadenförmige Molekül gäbe es keine Menschheit und überhaupt kein Leben auf der Erde. Kein Wunder, dass sich um die DNA mehr Geschichten ranken als um jede andere chemische Verbindung. Der Schweizer Wissenschaftler Friedrich Miescher vermutete im 19. Jahrhundert als Erster, dass dem Molekül eine Sonderrolle in der Biologie zukommt. Seine wegweisenden Forschungen betrieb er in einer Küche im Keller eines Tübinger Schlosses. Aber erst als 1953 James Watson und Francis Crick in Cambridge das Strukturmodell der Doppelhelix vorstellten, erkannten Wissenschaftler die Sonderrolle der DNA als Trägerin der biologischen Information.
Der amerikanische Wissenschaftsautor Sam Kean hat viele Geschichten rund um das Erbmolekül zusammengetragen. Dabei beschränkt er sich nicht auf die bekannten Helden der modernen Biologie. Im Vordergrund stehen vielmehr Menschen wie Tsutomu Yamaguchi. Der japanische Ingenieur und seine DNA wurden 1945 zweimal, in Hiroshima und Nagasaki, einer extrem hohen radioaktiven Strahlung ausgesetzt. Aber er überlebte, und seine DNA blieb nahezu unbeschädigt – was die Fachwelt bis heute überrascht. Sam Kean legt keinen Wert auf Vollständigkeit. Das informative und leicht zu lesende Buch lässt sich ohne Vorwissen genießen.
Michael Lange