Wissensbuch des Jahres 2019 in der Kategorie Zündstoff
Wer mittendrin steckt, sieht oft nicht das große Ganze. Und da wir alle mitten im Hier und Jetzt des Weltgeschehens stecken, fällt es uns oft schwer, in dem Wust der Details, der zahllosen Verbindungen und komplexen Abhängigkeiten klare Linien und Tendenzen zu erkennen. Wie können wir angesichts massiver technologischer Umwälzungen, etwa in der Informations- und Biotechnologie, unseren Idealen von Freiheit und Gleichheit und, ja, auch Brüderlichkeit treu bleiben? Wohin treibt unsere eine Weltgesellschaft, wenn Nationalismen wuchern, die Unterscheidung zwischen Wahrheit und ‧Fake News immer schwieriger wird und sich das globale Klima keinen Deut um kleinteilige politische Antworten oder Egoismen kümmert?
Wie ungemein hilfreich ist es da, wenn uns jemand die undurchsichtige Gegenwart mit der Klarheit seiner Gedanken erhellt. Eben das gelingt Yuval Noah Harari blendend. Der Autor, der Professor für Geschichte an der Hebrew University in Jerusalem ist, besitzt die wunderbare Gabe, sein Wissen, Denken und Fühlen in Worte zu kleiden, bei denen man mit-denken und mitfühlen – und hinterher auch mitwissen kann. Und so sind die „21 Lektionen für das 21. Jahrhundert“ eine große intellektuelle Freude und eine Lektüre, die niemand versäumen sollte, der sich Sorgen um das Wohl dieser Welt macht. Denn wohin es mit uns und der Welt geht, entscheiden wir(!) jetzt. Ein „später“ gibt es nicht. Jens Simon
Yuval Noah Harari
21 LEKTIONEN FÜR DAS 21. JAHRHUNDERT
C.H. Beck
459 S., € 24,95
ISBN 978–3–406–72778–8