Das Buch von Charles Spence ist nicht eines dieser vielen Kochbücher mit alten Rezepten in üppiger Neuinszenierung, sondern es gibt einen naturwissenschaftlichen Einblick in die verführerische Welt des Essens. Der Professor für Experimentalpsychologie an der University of Oxford erläutert die Erkenntnisse der Gastrophysik, der neuen Wissenschaft vom Essen: Sie will erklären, was Essen – weit ab von seiner existenziellen Bedeutung – so lustvoll und anregend macht.
Essen ist ein vielsinniges Erleben, betont der Autor. Eine neue Erkenntnis ist das nicht. Aber die Beispiele, mit denen Spence seine multisensorische Gesamtschau würzt, lassen aufhorchen. Etwa wenn er erklärt, wie sehr das Hören das Geschmackserleben bestimmt – seien es die Geräusche beim Zubereiten der Speisen, das Knistern und Rascheln der Verpackungen oder die Art der Hintergrundmusik im Restaurant. Experimentell nachgewiesen ist, dass auch der Tastsinn eine große Rolle spielt – angefangen beim Besteck, das schwer in der Hand liegen sollte, bis hin zur Empfehlung, statt Tellern dickwandige Schalen zu nutzen und in den Händen zu halten, damit eine weitere Wahrnehmungsvariante das Hirn erreichen und dazu beitragen kann, den kreuzmodalen Sex-Appeal des Essens zu intensivieren. Die Gastrophysik schreibt ihre eigenen Rezepte. Sie lassen erkennen: Kulinarisches Vergnügen entsteht nicht im Mund, sondern im Kopf.
Charles Spence
Gastrologik
C.H. Beck, 352 S., € 24,95, ISBN 978–3–406–72036–9
E-Book für € 19,99, ISBN 978-3-406-72037-6