Wer heutzutage eine neue Wanderroute per App oder klassisch mit der Landkarte austüftelt, kann sich auf die topografischen Angaben dort verlassen: Berge, Flüsse, Siedlungen und Wege sind da, wo sie hingehören. Bis weit ins 19. Jahrhundert hinein war das noch anders, ortskundige Führer waren früher eindeutig die bessere Wahl.
Wolfgang Seidel beginnt seine Geschichte der Entdeckung und Vermessung der Welt vor 4000 Jahren bei den Babyloniern und endet mit der 3D-Vermessung der Milchstraße durch die 2013 gestartete Gaia-Mission. Das alles findet statt auf weniger als 400 Seiten – ein ambitioniertes Ziel. Doch dank eines Kniffs ist ein gut lesbares und pfiffiges Buch herausgekommen. Seidel präsentiert den Ritt durch die Jahrtausende in Häppchen: Die 36 Kapitel, die chronologisch geordnet wichtige Meilensteine der Kartografie präsentieren, hat er noch weiter untergliedert, sodass der Leser gut nachschlagen kann.
Man erfährt zum Beispiel, dass Ptolemäus die Idee eines über die Kanaren führenden Nullmeridians vom Geografen Marinos von Tyros übernommen hat. Auch die „Bairischen Landtafeln”, die 1568 als eines der ersten Kartenwerke mit brauchbarem Maßstab erschienen, sind ein unbekanntes Kleinod. In Seidels Buch gibt es für Karten-Fans also reichlich Neuland zu entdecken.