Wir halten uns gern für furchtbar vernünftig, unsere Entscheidungen für rational durchdacht, unser Handeln für logisch begründet. Welch ein Irrtum! Menschen sind Gefühlswesen. Unsere vermeintlichen Vernunftgründe sind oft nachträgliche Rationalisierungen unserer Gefühle. Politik, Medien und Werbung haben das längst erkannt und versuchen, uns an unserer emotionalen Seite zu packen – und eine Unmenge an Ratgeberliteratur will uns erklären, wie wir unsere Gefühle optimieren können. Allerdings werden die Gefühle dabei oft doch wieder in den Dienst rationaler Zwecküberlegungen gestellt.
Es ist das große Verdienst von Ulrich Schnabel, Wissenschaftsredakteur bei der Wochenzeitung „Die Zeit”, Gefühle so wichtig zu nehmen, wie sie sind: nicht als Mittel zum Zweck, sondern als Grundelemente unseres Wesens. Mit Unterstützung aus der Psychologie und der Gehirnforschung analysiert er die Rolle der Emotionen im Arbeitsleben und in Beziehungen. Er gibt Hinweise zum Umgang mit Ängsten und zum Mitfühlen mit anderen Menschen. Und er schlägt dabei den behutsamen Ton an, den man sich zu diesem Thema wünscht. Schnabel hat nicht nur ein Buch über Gefühle geschrieben, sondern auch ein gefühlvolles Buch.