In der britischen Akademikerfamilie Berners-Lee gehören große Würfe zur Tagesordnung. Während der eine Spross, Tim, als Erfinder des Internets gilt, hat sein Bruder Mike, Professor am Institut für Soziale Zukunft der Lancaster University, mit „Es gibt keinen Planet B“ nichts weniger als ein „Handbuch für die großen Herausforderungen unserer Zeit“ (Untertitel) vorgelegt. Es ist ein radikaler Rundumschlag zu Themen, die für das Anthropozän von existenzieller Bedeutung sind – und die, wie beim WWW, alle zusammenhängen: Ernährung, Klima, Umwelt, Energie, Reisen, Verkehr, Wachstum, Geld, Bevölkerung, Arbeit, Unternehmen, Technologie.
Das könnte unübersichtlich werden − wird es aber nicht, dank der geschickten Buchstruktur: Kurze Fragen („Wie nützlich ist die Windenergie?“, „Wie viel helfen Tiere bei der Bereitstellung von Eiweiß?“, „Soll ich mir ein Elektroauto kaufen?“) und sachlich knappe Antworten. Dieser FAQ-Stil ermöglicht es, entweder chronologisch zu lesen oder sich einzelne Themen herauszupicken.
Ziel des Buches ist es, der Menschheit einen Modus operandi aufzuzeigen, „der nicht alles kaputtmacht und uns dennoch erfolgreich leben lässt“. Ein moralischer Anspruch, den Berners-Lee wissenschaftlich fundiert einlöst − mit vielen empirischen Daten, Statistiken, Diagrammen, die, so Berners-Lee, eine „kleine Armee“ von Helfern zusammengetragen hat. Ohne Zweifel: ein großer Wurf. Markus Wanzeck
Mike Berners-Lee
ES GIBT KEINEN PLANET B
Midas, 320 S., € 25,–
ISBN 978–3–03876–530–1