Kurt Gödel war einer der größten Mathematiker des 20. Jahrhunderts. Doch ohne seine Frau Adele war der weltfremde Wissenschaftler kaum lebensfähig. Um die ehemalige Kabarett- Tänzerin, die von Gödels Familie nicht akzeptiert wurde und in den Gelehrtenkreisen seines Wirkungsortes Princeton als lästiges Anhängsel galt, dreht sich Yannick Grannecs Roman.
Die Liebe zwischen Adele und Kurt begann Ende der 1920er-Jahre in Wien. Sie, hübsch, bereits geschieden und aus kleinbürgerlichen Verhältnissen, verliebte sich in den schüchternen und sieben Jahre jüngeren Fabrikantensohn, der gerade seine Doktorarbeit schrieb. Es war keine einfache Beziehung. Kurt Gödel war psychisch labil, litt zunehmend unter Depressionen, Verfolgungswahn und Magersucht. Nur die energische Adele war in der Lage, das hochneurotische Genie zum Essen zu bewegen. Sie organisierte 1940 die Ausreise in die USA und ertrug seine Schrullen mal mehr, mal weniger geduldig.
Der Roman hält sich weitgehend an die Tatsachen. Die erdachten Dialoge zwischen Kurt Gödel, Albert Einstein und anderen Geistesgrößen, die sich in den Nachkriegsjahren in Princeton versammelt hatten, sind mit belegten Zitaten gespickt. Dabei begibt sich Yannick Grannec immer wieder auf kurze Exkursionen in jene Welt, in der Kurt Gödel zu Hause war. Seinen berühmten Unvollständigkeitssatz beschreibt sie so, dass auch Adele ihn verstanden hätte. Eine anregende Lektüre – nicht nur für Mathe-Fans.
Ute Kehse, bdw 10/2013