Mit seiner “Kurzen Geschichte der Menschheit” entwarf Yuval Harari vor vier Jahren eine grandios erzählte Abhandlung über das bisherige Werden unserer Spezies. Mit Homo Deus spannt der israelische Historiker den Bogen weiter. Er entwirft einen Masterplan für die Zukunft: Nachdem Hunger, Kriege und Seuchen als bisher größte Bedrohungen im Großen und Ganzen gemeistert sind, kann man sich nun der Perfektionierung der Spezies Mensch mit technischen Mitteln zuwenden. Die Ziele: Höhere Intelligenz, größere körperliche Leistungsfähigkeit, Unsterblichkeit. Das könnte am Ende darauf hinauslaufen, dass einige der hochgetunten transhumanistischen Wesen gar gottgleich werden.
Dieses Szenario breitet Harari mit Leichtigkeit und Brillanz aus. Er mäandert zu Nebenschauplätzen, bedient sich geschickt humoriger Details – und nimmt dabei die Risiken, die eine solche Entwicklung beinhaltet, durchaus ernst. So warnt er etwa vor der Kluft, die sich auftun könnte: hier die biologisch-technische Elite, dort das Auslaufmodell Mensch mit seinen – heute noch – eingeschränkten biologischen Möglichkeiten.
Harari macht keine verbindlichen Aussagen, ob das dritte Jahrtausend so ablaufen wird. Aber er beschreibt, was denkbar ist. Denn darum geht es: Wir müssen darüber nachdenken, wie viel Macht wir den Algorithmen abtreten wollen. Noch hat Homo sapiens es in der Hand, sich nicht von Datenströmen aus der Geschichte hinausschwemmen zu lassen.
Yuval Noah Harari
HOMO DEUS
C.H. Beck, München 2017, 576 S.
€ 24,95, ISBN 978–3–406–70401–7
E-Book für € 19,99, ISBN 978–3–406–70402–4
Wissensbuch des Jahres 2017 in der Kategorie Zündstoff