„Die Wahrheit über Eva“ ist der spannende Versuch, der Geschichte der sozialen Ungleichheit zwischen den Geschlechtern auf den Grund zu gehen. Von einer anthropologischen Perspektive ausgehend, analysiert der Verhaltensforscher Carel van Schaik zusammen mit dem Journalisten und Historiker Kai Michel die Frage, was „Eva“ verbrochen hat. Ist die Herabsetzung der Frau als minderwertiges Mitglied unserer Gesellschaft gottgewollt? Ist die Diskriminierung ein Ergebnis natürlicher Unterschiede? Oder ist die systematische Benachteiligung ein kulturelles Konstrukt?
Den Startschuss für die Unterdrückung der Frau verorten die Autoren in der Sesshaftwerdung des Menschen. Und die Entstehung monotheistischer Religionen befeuerte den Prozess. Die Folgen waren fatal: Die Frauen verloren zunehmend die sozialen Netzwerke, die sexuelle Unabhängigkeit und die wirtschaftliche Selbstständigkeit, die sie in der Steinzeit der Jäger und Sammler zu weit-gehend gleichberechtigten Partnern der Männer gemacht hatten, wie die Autoren postulieren.
Die im Buch aufgezeigten Zusammenhänge sind stringent. Aber gibt es keinen Ausweg aus der Situation? „Die Lösung eines Problems beginnt gewöhnlich mit einer Diagnose der Ursachen“, schreiben die Autoren dazu. Und das ist ihnen großartig gelungen. Bettina Gartner
Carel van Schaik, Kai Michel
DIE WAHRHEIT ÜBER EVA
Rowohlt, 704 S., € 26,–
ISBN 978–3–498–00112–4