Gefunden wurde er schon im Jahr 1901 von griechischen Schwammtauchern vor der Insel Antikythera im ägäischen Meer. Doch zunächst sah niemand dem korrodierten Bronzeklumpen seine Bedeutung an. Er landete in einer Ramschkiste des Athener Nationalmuseums. Erst allmählich und dank einiger kurioser Zufälle verstanden die Forscher, was sie da vor sich hatten: eine Rechenmaschine von solcher Raffinesse, dass auch ein Schweizer Uhrmacher stolz auf sie sein könnte. Mit über 70 Zahnrädern und einer filigranen Anzeige berechnete der Mechanismus von Antikythera einst den Lauf der Gestirne.
Die englische Wissenschaftsjournalistin Jo Marchant hat erstmals die Geschichte der Entdeckung und Erforschung des Mechanismus von Antikythera aufgeschrieben. Sie ist unverzichtbare Lektüre für alle, die sich für antike Technik und für technische Entwicklung im Allgemeinen interessieren. Marchant erzählt detailgenau die 100 Jahre voller Rätsel, falscher Fährten, genialer Einfälle und kauziger Charaktere seit dem Fund bis heute. Der Science-Fiction-Autor Arthur C. Clarke beklagte einmal, dass die industrielle Revolution ein Jahrtausend früher hätte beginnen können, wenn die Geheimnisse des Antikythera-Mechanismus nicht vergessen worden wären. Das mag übertrieben sein. Aber nur ein bisschen.
Tobias Hürter