Wie das Internet tickt, bestimmen vor allem wenige globale Mega-Konzerne. Doch zu fast jedem ihrer Produkte gibt es unabhängige Alternativen. Und die bieten klare Vorteile.
Wer Infos braucht, kann im Web danach „googeln“. Dieser Begriff hat es bis in den Duden geschafft und spiegelt die Dominanz der weltweit größten Suchmaschine. Fast 90 Prozent des Online-Suchmarkts entfallen auf das Tool des US-Konzerns Alphabet. Gemeinsam mit einer Handvoll anderer Unternehmen wie Meta, Amazon und Apple kann er bestimmen, wie das weltweite Netz tickt – und was mit den Daten der Nutzer geschieht. Denn sie sind der Tribut für die Annehmlichkeiten, die die Tech-Giganten bieten.
Stefan Mey sieht darin eine Gefahr. „Macht über Daten ist Macht über Menschen“, meint der IT-Journalist und warnt vor deren Missbrauch. In seinem Buch gibt er intime Einblicke in das Gefüge des digitalen Universums, wo kommerzielle Interessen den Takt vorgeben und mit dem Wissen über die Anwender Unsummen verdient werden. Und er zeigt, dass es auch anders geht. Denn längst existiert eine digitale Parallelwelt, in der engagiert gegen die monopolähnlichen Strukturen gekämpft wird. Zu vielen Big-Tech-Produkten gibt es Alternativen wie den Browser Firefox, das Betriebssystem Linux, die Twitter-Alternative Mastodon und das Online-Lexikon Wikipedia.
Vorangebracht werden solche Entwicklungen durch Menschen, die sich mit Enthusiasmus und oft ehrenamtlich dafür einsetzen. Wie das geschieht und was die Protagonisten der digitalen Gegenwelt antreibt, beleuchtet Stefan Mey in tiefgründigen Porträts etlicher Projekte. Und er zeigt die Vorteile unabhängiger Plattformen auf: Im Gegensatz zu Google und Co. sind sie nicht nur frei zugänglich, sondern lassen sich auch mitgestalten – und sie gieren nicht nach sensiblen Daten.
Abgerundet wird das akribisch recherchierte Buch durch Interviews mit Treibern der „Commons-Szene“– etwa dem Gründer des Vereins Open Search Foundation. Er will die Basis schaffen für die Entwicklung unabhängiger Suchmaschinen – damit wieder mehr gesucht wird und weniger gegoogelt. Ralf Butscher
Stefan Mey
Der Kampf um das Internet
C. H. Beck, 236 S., € 18,–
ISBN 978-3-406-80722-0