Bekannt geworden ist der Zoologie-Professor aus Oxford als Evolutionstheoretiker („Das egoistische Gen”, 1976) und als streitbarer Religionskritiker („Der Gotteswahn”, 2006). Aber es gibt einen dritten Richard Dawkins: den Lehrer und Welterklärer. Und dieser Dawkins läuft in seinem neuen Buch zu Hochform auf. Ihm gelingen einfache Erklärungen für den Dopplereffekt, die Rotverschiebung oder den Regenbogen – und die originellen Illustrationen von Dave McKean ergänzen seine Texte eindrucksvoll. Gemeinsam haben die beiden eine Form der Welterklärung entwickelt, die weder oberlehrerhaft daherkommt noch zu stark vereinfacht.
Dawkins beginnt jedes Kapitel mit einem Mythos. Mit viel Fantasie haben Menschen aus unterschiedlichen Kulturen seit jeher versucht, ihre Umwelt zu erklären. Mittlerweile hat die Natur wissenschaft viele dieser Mythen widerlegt. Trockene Fakten sind an die Stelle farbiger Erzählungen getreten. Doch der Zauber der Welt ist dadurch nicht verloren gegangen, ist Richard Dawkins überzeugt. In seinem Buch erfindet er neue Erzählungen über die Herkunft der Welt. Manche dieser Geschichten sind ebenso eingängig und unterhaltsam wie ihre mythischen Vorgänger. So ersinnt Dawkins Zeitreisen in die Vergangenheit, um die Evolution des Menschen zu erklären. Und er zerlegt die Welt in ihre kleinsten Teile, um die verborgene Chemie verständlich zu machen.
Die beißende Polemik aus Dawkins Streitschrift „Der Gotteswahn” fehlt in diesem Buch. Doch der überzeugte Atheist kann sich die eine oder andere spöttische Bemerkung über einige religiöse Mythen nicht verkneifen. Besonders respektvoll geht er dabei mit den Überzeugungen unserer Vorfahren nicht um, die immerhin unsere Kultur geprägt haben. Ansonsten ist dieses üppig illustrierte Buch rundum zu empfehlen. Es bietet allen, die wenig von Naturwissenschaft verstehen, die Chance, die Welt auf verführerisch zauberhafte Weise kennenzulernen und veraltetes Schulwissen zu entstauben.