Der Aufwand hat sich gelohnt. Das Buch liefert nicht nur viele Informationen, mit seinen Reportage-Elementen ist es auch sehr spannend zu lesen. Und vor allem: Hirns Berichte bleiben nicht an der Oberfläche hängen, sondern leuchten viele Details aus und sie sind brandaktuell.
Das Bild, das Hirn von der Welternährungslage malt, ist düster. Die Produktion von Nahrung kann mit der raschen Bevölkerungszunahme nicht Schritt halten. Obendrein ist das Auto ein harter Konkurrent um die knappen Ackerflächen: Immer mehr Ernteerträge wandern in den Tank statt in den Magen. Es ist abzusehen, dass sich das Hungerproblem in den kommenden Jahren verschärfen wird. Was das bedeutet, bekamen die Menschen 2008 kurz zu spüren, als die Preise für Grundnahrungsmittel plötzlich weltweit explodierten. In einigen Ländern drohten Hungerrevolten. Mit der Finanzkrise ist das Problem zwar inzwischen vom Tisch aber es wird bald wieder brisant werden.
Mit kurzen Kapiteln geht Hirn das schwer verdauliche Thema an. Er führt den Leser zum Beispiel zu den Armenküchen der Industrienationen, zum Tokioter Fischmarkt, dem größten der Welt, durch Australien, wo der Klimawandel viele Felder verdörren lässt, und zum Slumbewohner Ly Yuth heang in Phnom Penh, der Ratten verspeist, weil er sich anderes Fleisch nicht leisten kann.
Am Ende seines Buchs macht Hirn klar, dass die Entwicklung nicht zwangsläufig in die Katastrophe führen muss. Es würde schon viel helfen, wenn weniger Lebensmittel auf dem Müll landeten derzeit ist es rund die Hälfte. Auch eine zweite Grüne Revolution, die den Ertrag der Felder steigert, könnte die Ernährungslage verbessern. Natürlich kann auch jeder Einzelne etwas tun. Der wichtigste Rat von Hirn lautet: weniger Fleisch essen. Denn Nutztiere benötigen zu ihrer Ernährung große Ackerflächen.
Klaus Jacob