Diese Beobachtung lässt Dekkers an Sinn und Zweck sportlicher Betätigung generell zweifeln. Sicher ein gewagter Schluss angesichts sich häufender Hinweise darauf, dass Bewegung wichtig für den Erhalt der Gesundheit ist. Immerhin räumt Dekkers am Rande ein, dass ein wenig Radfahren oder Spazierengehen dem Wohlbefinden zuträglich sein können. Dafür stürzt er sich umso enthusiastischer auf Sportartikelhersteller, Muckibuden-Besitzer und den Homo adidas, den gesundheitsbewussten Waldläufer im grellfarbenen Mikrofasershirt, der sich mit dem, was er von der Natur mitbekommen hat, nicht zufriedengeben will.
Dekkers ist überzeugt, dass niemand durch Sport sein Leben verbessern oder gar verlängern kann. Ganz im Gegenteil, die Chancen auf einen frühen Tod steigen durch übermäßigen Sport, glaubt er. Trainieren sei eine fortwährende Störaktion, auf die der Körper verzweifelt mit der Bildung von Muskelgewebe reagiere, was im Grunde nichts anderes als Wundgewebe sei. Wohl fühle er sich dabei jedenfalls nicht.
Spitzzüngig und ironisch, in lockerem Stil vorgetragen und exzellent recherchiert, wendet sich Dekkers Gesundheitswahn gegen sportliches Leistungsdenken und übertriebene Fitnessideale verfolgt ohne Rücksicht auf Körper, Seele und Geldbörse. Nach der gemütlichen Lektüre dieses Buchs weckt der drahtige Jogger, der beim Sonntagnachmittagsspaziergang an einem vorbeizieht, keine Neidgefühle mehr. Doch die Lust, sich zu bewegen, bleibt glücklicherweise.
Nadine Eckert