Viren und Bakterien gelten als üble Krank macher, die man am besten schnell wieder loswird. Doch es gibt auch Mikro – organismen, die unverzichtbar zum menschlichen Körper gehören. Dieses „Biom” besteht aus rund zehn Mal so vielen Mikroben wie wir körpereigene Zellen haben. Vor allem im Darm, im Mund und auf der Haut tummeln sich die winzigen Untermieter. Sie helfen nicht nur bei der Verdauung und beugen Infektionen vor, sondern können auch vor Krebs, Asthma oder Schlaganfall schützen. Auf der anderen Seite richtet das Biom, wenn es in Schieflage gerät, erheblichen Schaden an. So steht es im Verdacht, an der Entstehung vieler Krankheiten beteiligt zu sein, von chronischer Darmentzündung bis zu Autismus und Depression.
Der Biologe und Journalist Sebastian Jutzi hat die umfangreiche Literatur zum Thema gründlich gesichtet. Sein Buch gibt den Stand der Forschung umfassend wieder. Dass der Leser trotz der vielen Infos bei der Stange bleibt, dafür sorgen flotte Kapitelüberschriften wie „Kami – kaze hinterm Nabel” oder „Die Mikrobe der menschlichen Dummheit” und eine nette Erzählgeschichte jeweils am Anfang des Kapitels. Eine Zusammenfassung jeweils am Ende erleichtert das Verständnis. Ab und zu stolpert der Leser zwar über lange lateinische Namen für die Untermieter des Menschen, denn die wenigsten haben einprägsame Namen wie Floh oder Wanze. Dem Verständnis tut das aber keinen Abbruch.
Klaus Jacob