„Dein Gehirn kann mehr, als du denkst”, wäre der bessere Titel für Niels Birbaumers Buch gewesen. Denn der renommierte Hirnforscher glaubt an die schier grenzenlose Formbarkeit unserer Denkzentrale. Das Gehirn, so wird er nicht müde zu betonen, will vor allem eines: eine positive Wirkung erzielen – etwa soziale Anerkennung. Daher kann man es beispielsweise über Lernen durch Erfolg in fast jede gewünschte Richtung lenken.
Als besten Beweis sieht Birbaumer sein eigenes langes Forscherleben an. Mit Neuroprothesen half er der Regenerationsfähigkeit des Gehirns von Schlaganfallpatienten auf die Sprünge. Und Angstpatienten unterstützte er darin, ihre Furcht wegzutrainieren. Dabei griff er auch zu ungewöhnlichen Maßnahmen: So nahm er einen traumatisierten Patienten mit auf halsbrecherische Autofahrten, um ihm die panische Angst vor einem Autounfall auszutreiben – mit Erfolg. Und Psychopathen brachte er dazu, über die elektronische Rückmeldung und willentliche Steuerung der Hirnaktivität die Empathie zu steigern.
Man muss den fast grenzenlosen Glauben an die Wandelbarkeit des Gehirns nicht ganz teilen, um dieses gut verständliche und spannende Buch mit Gewinn zu lesen. Dazu trägt sicher bei, dass der Wissenschaftsjournalist Jörg Zittlau dem Hirnforscher beim Schreiben unter die Arme gegriffen hat.
Christian Wolf