Er erzählt beispielsweise von einer tschechischen Klavierspielerin, die keine Noten mehr lesen konnte, trotzdem aber noch Konzerte gab, weil sie den Verlust durch ein verblüffendes Gedächtnis wett machte: Sie spielte und variierte die Musik, die sie gehört hatte, aus dem Kopf. Im Laufe der Erkrankung verlor sie auch noch die Fähigkeit, Objekte optisch voneinander zu unterscheiden. Und so lernte sie, sich anhand von Geräuschen, Stimmen und Farben zu orientieren.
Sacks schildert das erschütternde Schicksal seiner Patienten mit großer Anteilnahme und flicht dabei sein fachliches Wissen ein. Sehr persönlich wird das Buch durch Sacks eigene Geschichte: Der inzwischen 78-Jährige hat seit seiner Kindheit Probleme, sich Gesichter zu merken, und auch Schwierigkeiten mit der räumlichen Orientierung. Mit 72 Jahren erkrankte er zudem an einem bösartigen Tumor im Auge, der ihm die Fähigkeit zum perspektivischen Sehen raubte.
Das Buch ist allen zu empfehlen, die besser verstehen wollen, wie die visuelle Wahrnehmung funktioniert. Abgesehen davon ist Oliver Sacks einfach ein fesselnder Erzähler.
Peggy Freede
Auch als Hörbuch (ungekürzte Lesung) zu erhalten:
Audiobuch 2011, 6 CDs, 24,95
ISBN 9783899644128