Schlaganfälle und heftige Kopfverletzungen haben oft schreckliche Folgen, weil das Gehirn schwere Schäden nicht reparieren kann. Neurologen glaubten lange sogar, dass Gehirn und Nervengewebe grundsätzlich nicht nachwachsen. Doch das haben Stammzellenforscher widerlegt. Heute steht fest: Unser Denkorgan besitzt eine große Plastizität und kann sich bei Bedarf umorganisieren.
Nachwachsende Nervenzellen gibt es allerdings nur in wenigen Bereichen des Gehirns. Zu ihnen gehört eine Struktur namens Hippocampus, die wie ein Seepferdchen aussieht. Dort wachsen Stammzellen, die ständig neue Nervenzellen hervorbringen. Denn unser Gehirn ist kein fest verdrahteter Computer, der schnell und effizient immer gleiche Aufgaben erledigt. Die nachwachsenden Nervenzellen im Hippocampus sorgen für Flexibilität. Die Strukturen im Gehirn passen sich neuen Lebensumständen an – und haben so die Evolution der Säugetiere und insbesondere des Menschen zu einer Erfolgsgeschichte gemacht.
Bemüht um Verständlichkeit, aber ohne auf Details zu verzichten, schildert der Stammzellforscher Gerd Kempermann Hintergründe einer jahrzehntelangen Debatte unter Fachleuten. Das macht den Einstieg in das Buch nicht einfach, aber wer dran bleibt, versteht am Ende, warum das wissenschaftlich komplexe Thema jeden betrifft. Die Anpassungsfähigkeit des Gehirns liefert viele Argumente für ein aktives, abwechslungsreiches Leben.