Einer der rätselhaftesten Teile unseres Lebens ist auch einer der alltäglichsten: die Träume, die uns jede Nacht kommen – oft gefühlsbeladen, selten bedeutungsklar. Für die empirische Wissenschaft war das flüchtige Kopfkino lange Zeit ein Tabu, und Douwe Draaisma, Philosophiehistoriker an der niederländischen Universität Groningen, nähert sich den Träumen in seinem neuen Buch auch nicht aus rein naturwissenschaftlicher Perspektive. Behände wechselt er von der Neurophysiologie zur Psychoanalyse und von der Kulturgeschichte zu Anekdoten aus seinem eigenen Traumleben. Vielleicht ist gerade das der richtige Weg, um Träume besser zu verstehen.
Draaisma berichtet auch von aktuellen Erkenntnissen der Neurophysiologie über das träumende Gehirn, er macht Sigmund Freuds Traumdeutung zugänglich und ordnet sie ein als therapeutisches Instrument, nicht als wissenschaftliche Theorie – wie es leider nur selten geschieht. Doch weder bei Freud noch in den Hirnscannern findet sich das, was Träume so spannend macht: das Erleben, das Bizarre, das Bedeutsame.
Draaisma erzählt Träume wie ein Schriftsteller, lässt sich von ihnen verstören, rätselt über ihren Sinn. Es ist dieser Bogen von der harten Wissenschaft zum Literarischen, was Douwe Draaismas Buch so einzigartig macht.