Wissensbuch des Jahres 2023 in der Kategorie UNTERHALTUNG
Die Eroberung des Weltraums, Roboter, die um uns herum wuseln, und ein allwissender Computer; das waren die Zutaten für Science-Fiction-Visionen im 20. Jahrhundert. Wer heute in die Zukunft schaut, denkt eher an Klimakatastrophe, Artensterben und das Streben nach dem schnellen Geld. All das treibt Ned Beauman in seinem fantasievollen Zukunftsroman auf die Spitze. Eine schöne neue Welt, in der alles seinen Preis hat.
Im Mittelpunkt der rasanten und schrägen Geschichte steht ein unscheinbarer Fisch, der schlauer ist als viele dachten: Der gemeine Lumpfisch. Seine Intelligenz macht ihn wertvoll und somit zum Spekulationsobjekt. Denn in naher Zukunft wird nicht nur mit Klimazertifikaten gehandelt, sondern auch mit Auslöschungszertifikaten.
Durch den Nachweis seiner Intelligenz schießt der Wert für das Aussterben des Lumpfischs durch die Decke. Das ruft Umweltschützer auf den Plan, aber auch Spekulanten und Konzerne für Tiefseebergbau. Es beginnt eine wilde Jagd nach dem letzten Lumpfisch.
Ned Beauman hat ein Buch geschrieben, das überquillt von verrückten Einfällen. Immer wieder wechselt er die Perspektive. Er konstruiert eine Welt, die Handel treibt mit der ökologischen Katastrophe. Chaotisch, manchmal absurd, zum Kopfschütteln. Ein Science-Fiction-Roman und Öko-Thriller zum Lachen, wäre die Handlung nicht so schrecklich realistisch. Michael Lange
Ned Beauman
DER GEMEINE LUMPFISCH
Übersetzt von Marion Hertle
Liebeskind, 384 S., € 24,–
ISBN 978-3-95438-158-6