Wissensbuch des Jahres 2023 in der Kategorie ÜBERBLICK
Anne Pregers Geschichten handeln vom Stickstoff. Vom guten und dem bösen. Es ist die „Überdosis“, die den Segen von Dünger für die Landwirtschaft nun zu einem Fluch macht. Längst ist so viel von dem Stoff in der Luft und im Wasser gelandet, dass nicht nur die Pflanzen in den Mooren leiden. Wälder werden unfreiwillig gedüngt und Wildpflanzen verdrängt. Das Trinkwasser wurde kontaminiert, und als Lachgas heizt Stickstoff das Klima an.
Preger lässt auch die guten Seiten des Stickstoffs nicht aus. In Ammoniak gebunden, ist er eine Alternative zu fossilem Schiffstreibstoff oder zu Wasserstoff als Energiespeicher. Es sind die kleinen Geschichten, die beim Lesen so viel Freude bereiten. Vom Bauern, der Wasserschutzweizen mit weniger Dünger anbaut und vom Bäcker, der weiß, wie das Brot daraus zu backen ist; Von der Autorin, die sich zusammen mit einer Biologin im Moor über eine winzige Pflanze beugt, die mit Tentakeln stickstoffhaltige Insekten fängt.
Preger schreibt mit Witz und Charme, die Fakten sind immer präzise. Ihr Sachbuch ist so locker und flüssig geschrieben, dass es fast klingt, als würde sie es vor‧lesen. Da spürt man die erfahrene Podcasterin. Statt verquaster Sätze redet sie Tacheles. Immer wieder verführen Sätze zum Schmunzeln. Das liest sich dann so: „Blattläuse saugen gern an Kapuzinerkresse, Distelfalterraupen knabbern an Disteln“. Oder sie haut ein „Tschöö Moor, tschöö Sonnentau, moin Treibhausgase“ raus. Damit das nicht passiert, endet das Buch mit Vorschlägen, wie es besser geht. Katja Maria Engel
Anne Preger
GLOBALE ÜBERDOSIS
Stickstoff – die unterschätzte Gefahr für Umwelt und Gesundheit
Quadriga, 416 S., € 22,–
ISBN 978-3-86995-122-5