Mit seinem Erstling hat Ings tatsächlich auch sein Meisterstück abgeliefert. Er schreibt verständlich und spannend, und er überrascht den Leser immer wieder. Das Thema Auge behandelt er umfassend: Es ist ein Buch über alle Augen, die es gibt, gegeben hat und vielleicht noch geben wird. Ings beschreibt, wie menschliche und andere Augen die Welt sehen. Dabei geht es um Biologie und Chemie, um Optik und Farbenlehre, um Psychologie und Bewusstsein. Und um Geschichte: Wem verdanken wir unser Wissen über das Auge? Wer hat mit wem über welche Fragen gestritten? Denn Kontroversen gab es viele.
Natürlich geht es auch um Evolution. Gegner der Darwinschen Lehre behaupten gerne, dass ein derart komplexes und leistungsfähiges Organ wie das Auge unmöglich durch natürliche Auslese entstanden sein könne. Ings belegt nun, wie Augen im evolutionären Überlebenskampf entstanden sind. Vollkommen falsch liegen auch alle, die das menschliche Auge als bloßen Abbildungsapparat sehen. Jedes Auge hält Ausschau nach anderen Augen: Es beobachtet nicht einfach es kommuniziert. Menschliche Augen erfüllen somit eine wichtige soziale Funktion.
Als Ings mit der Arbeit an seinem Buch begann, musste er mit wachsendem Entsetzen zuschauen, wie der Berg an Recherchematerial höher und höher wurde. Wie sollte er diesen immensen Stoff darstellen? Er entschloss sich, den Leser auf seiner Entdeckungsreise mitzunehmen. Entstanden ist dabei eine Geschichte voller Staunen, Verwirrung und jähen Einsichten.
Heinz Horeis