Allergien sind weitverbreitet. Inzwischen leidet fast jeder Zweite in Deutschland im Lauf seines Lebens irgendwann unter einer Attacke.
Warum gab es vor der Industrialisierung nur wenige Menschen, die unter Heuschnupfen, Asthma oder Hautausschlägen litten? Welche Faktoren sind dafür verantwortlich, dass inzwischen ein Viertel aller Mitteleuropäer Allergiker sind? Der Allergologe Rudolf Valenta und der Wissenschaftsjournalist Alwin Schönberger vermitteln einen spannenden Einblick in die Forschung rund um Allergien. Die Autoren schildern die mühsame Suche nach Antworten. Was vor Allergien schützt, ist offenbar eine bäuerliche Umgebung im Kleinkindalter und auch während der Schwangerschaft der Mutter. Vieles spricht dafür, dass der enge Kontakt mit Mikroorganismen das Immunsystem später vor überschießenden Reaktionen auf Fremdkörper bewahrt. Doch obwohl die Forscher intensiv fahnden, haben sie bisher weder bestimmte Bakterien noch Pilze gefunden, die für den Allergieschutz verantwortlich sind. Entscheidend ist vermutlich eher ein Cocktail an Keimen. Auch die Identifizierung von Risikofaktoren ist schwierig. Zu ihnen gehören wohl eine Kaiserschnittgeburt und Antioxidantien – Stoffe, die als Vitamine oder Nahrungsergänzungsmittel meist einen guten Ruf genießen.
Der lebendige Schreibstil des Buchs ist sicher ein Verdienst von Alwin Schönberger, Leiter des Wissenschaftsressorts beim Wiener Nachrichtenmagazin “profil”. Der zweite Autor Rudolf Valenta, Professor für Allergologie an der Medizinischen Universität Wien, arbeitet seit über 25 Jahren daran, Diagnose und Behandlung von Allergien zu verbessern. Dank seiner Kompetenz sind in das Buch die aktuellen Entwicklungen aus den Labors eingeflossen – zum Beispiel, dass Schutzimpfungen gegen Gräserpollen- oder Katzenhaar- Allergie kurz vor der Markteinführung stehen. Die Autoren stellen auch ein Blutwäsche-Verfahren für Allergiker vor, das derzeit in Kliniken getestet wird. Allerdings: Wer in dem Buch praktische Tipps erwartet, wird enttäuscht sein. Doch dafür gibt es bereits eine breite Ratgeberliteratur.
Fest steht: Das Ende der Allergien ist nicht in Sicht. Dafür sind die körpereigenen Vorgänge zu komplex und die theoretischen Ansätze sowie die Ergebnisse zu widersprüchlich.