Jede einzelne Biene ist taub, klug – und ziemlich faul. Verhaltensforscher Jürgen Tautz gibt unserer Vorstellung vom Bienenfleiß einen Dämpfer. Es ist nicht das einzelne Insekt, sondern der Schwarm, der Unglaubliches leistet. Gemeinsam mit dem Imker Diedrich Steen ist ihm ein außergewöhnliches Porträt des Bienenstaates gelungen, in dem Teamarbeit alles ist – “und das Wort ‚Team‘ auch eine Abkürzung für: ‚Toll, eine andere macht’s‘”.
Nicht nur hier spürt der Leser seine Verwandtschaft mit den Tieren, die das Autoren-Duo witzig beschreibt, ohne zu übertreiben. Etwa beim Thema Spannbeton: Bienen rühren kleine Propoliswürstchen in ihr Wachs ein, damit die Waben trotz extremer Temperaturschwankungen nicht reißen. Da nickt der menschliche Architekt anerkennend.
Der Leser bekommt eine kurzweilige Führung durch den Bienenstock mit einer erhellenden Dosis Wissenschaft und lernt sämtliche Berufe kennen, denen die Insekten nachgehen. Sie arbeiten als Türsteher, Putzfrauen, Wohnungsmakler – oder als Callboy für die Königin. Dabei korrigieren die Autoren die idealisierte Darstellung der Tanzsprache in Schul- und Lehrbüchern, denn die Informationen des Schwänzeltanzes über Richtung und Entfernung der Futterquellen sind tatsächlich recht dürftig. Und im brisanten Kapitel zum Bienensterben ziehen sie den überzeugenden Schluss, dass es keinen Grund zum Verzweifeln gibt, wohl aber viele Gründe zum besseren Umgang mit den Bestäubern.