Die Wikinger sind ein Exportschlager Skandinaviens – nicht erst seit dem spektakulären Huh-Auftritt der isländischen Fans bei der Fußball-EM. Nun hat der Schwede Anders Winroth hinter den Klischees von Axtschwingern und Mettrinkern eine feingeistige Kultur entdeckt. Natürlich kommt auch Winroths Buch nicht ohne die großen Wikingerthemen aus: Schiffbau, Plünderungen, die Sagas und das Pantheon der nordischen Götter. Dabei erzählt der Yale-Professor zwar viel Altbekanntes wie die Geschichte der Wikingerstadt Haithabu beim heutigen Schleswig, doch seine Perspektive bringt stets frischen Wind in die Seiten. Etwa wenn er lakonisch erklärt: “Wie katastrophal sich auch ein Wikingerüberfall für die Betroffenen ausgewirkt haben mag, so bestand der Gesamteffekt der skandinavischen Aktivitäten doch überraschenderweise darin, die Wirtschaft Westeuropas anzukurbeln.”
Die Belege sind überzeugend: Die Nordmänner hielten das Europa Karls des Großen wirtschaftlich am Leben. Karl selbst war laut Winroth ebenso blutrünstig wie die Wikinger. Doch während die heute als Schrecken braver Mönche gelten, werden nach dem großen Kaiser Parlamentsgebäude benannt. Immerhin haben auch die Wikinger moderne Spuren hinterlassen. Harald Blauzahn, einer ihrer Könige, stand bei schwedischen Informatikern Pate, als sie nach einem Namen für eine neuartige Datenübertragung suchten. “Bluetooth” ist heute in aller Munde – so wie die Wikinger selbst.